Nicola Demmin-Siegel  bei TELE 5 "Durchblick" mit  Judith Stein (Kochta).

Mein TELE 5-Job 
Von 87-89 habe ich redaktionell die zwei wöchentlichen Magazinsendungen „Durchblick“ und „Auf Zack“ betreut.
In „Durchblick“ ging es quer Beet um Themen wie Jugend und Drogen, Naturschutz, Amnesty International, Gentechnologie oder Ufo´s (das war ein Knüller und wurde bestimmt 3x wiederholt!). „Auf Zack“ war eine Art Berufsberatung und es wurden Jobs vorgestellt wie Theatermaler, Kapitän, Segelmacher, Foodstylist, Pfarrer, Streetworker etc. Beide Sendungen waren von ihrer gewünschten Grundkonzeption her beim TELE 5-Publikum zwar keine „Zuschauermagneten“, aber sie unterstützten das damalige neue Programmziel: „vom Musiksender zum Vollprogramm“. Zudem mußten diese beiden Sendungen auch häufig als redaktionelles Podium für diverse Sponsor-Themen dienen - war auch nicht immer Zuckerschlecken!

Meine TELE 5-Panne 
Nie werde ich diese Peinlichkeit vergessen:
Am Tag vor der Beerdigung von Franz Josef Strauß bat Hans Dieter-Zoller noch mal alle Redakteure ihre vorproduzierten Sendungen für den nächsten Tag auf Videoclips durchzusehen, die vielleicht dem aktuellen Anlaß schaden könnten (also nur softe Musik ). Ich hatte es eilig und sah mir leider nicht mehr den letzten Clip meiner Sendung an. Hans Dieter-Zoller war stinksauer, denn just im Moment der feierlichen Ansprache auf allen Sendern, lief bei TELE 5 am Ende meiner Sendung ein absoluter ohrenbetäubernder Hard-Rock-Horror-Clip mit Bildern eines Unfall-Opfers in der Intensivstation etc. HDZ überreichte mir sogar auf „höheren Wunsch“ eine fette Abmahnung. Bled gelaffa! Peinlich, peinlich!

Mein TELE 5-Highlight 
HDZ genehmigte mir eine Reise nach Reykjavik (natürlich übernahm die Icelandair die Flugkosten!). Ich produzierte dort verschiedene Beiträge und wollte den Staatsbesuch von Vaclav Havel, über den ich im Hotel rein zufällig erfuhr, noch „mitnehmen“. Ich war natürlich nicht akkreditiert, doch mein Kameramann und Landsmann von Vaclav Havel quatschte ihn frech an und bat um einen Interview-Termin für einen „berühmten deutschen Fernsehsender“. Havel sagte spontan zu und kam nach einem vorgetäuschten Toilettenbesuch direkt zu uns ins Hotelzimmer, wurde angestöpselt und wir drehten fröhlich. Nach 10 Minuten, mitten im Interview, stürmten seine Sicherheitsleute das Hotelzimmer, hielten mir das Mikro zu, rissen Havel den Anstecker vom Revers und forderten sofort die Kassette mit dem unangemeldeten Interview heraus. Natürlich gab mein Kameramann nur ein leeres Band ab. Stolz wie Oskar stellte ich „Mütze“ ein wirklich exklusives Interview für TELE 5 mit Vaclav Havel in Reykjavik auf den Tisch.

Nicola Demmin-Siegel bei TELE 5 "Auf Zack" mit Judith Stein (Kochta).

Mein TELE 5-Profit
Der lange TELE 5 Arbeitstag verging immer wie im Flug und ich habe bei diesem Sender mein Handwerkszeug für meinen jetzigen Job als Videoproduzentin gelernt. Die Arbeitsatmosphäre bei TELE war eigentlich immer spannend und engagiert und die Teamarbeit machte riesigen Spaß. Trotzdem fühlte ich mich nach 2 Jahren wie eine ausgelutschte Zitrone und schmiß dann im November 89 das Handtuch und machte mich mit der Produktion von TV-Berichten, Image-Clips, Special-Interest-Videos und Werbefilmen mit selbständig (www.3Dteam-Berlin.de).  

Trotz wirklich harter Arbeit und Dauerstreß erinnere ich mich immer gerne an die TELE 5-Zeit und habe auch heute noch berufliche und persönliche Kontakte zu ehemaligen TELE 5 Kollegen und Kolleginnen- und das ist schön so! Wer weiß ob es uns nicht doch für neue Projekte irgendwann wieder zusammenwürfelt?

Berlin grüßt München!